Ein Propagandatext, der keinen Zweifel daran l��t, warum er geschrieben wurde: um die jungen Hellenen an ihre glorreiche Vergangenheit zu erinnern und sie zu ermuntern diese fortzuf�hren. Auch Aristoteles, ein Sch�ler Platons sprach immer nur von der Fiktion Atlantis - ein Traumbild, eine Wunschvorstellung, eine Warnung vor dem Untergang der hellenischen Zivilisation aufgemacht an der Geschichte eines erfundenen Untergangs eines ganzen Kontinents.
Und doch gibt es so viele Menschen die dieses einfache Tatsache nicht akzeptieren k�nnen - f�r sie hat Atlantis nur dann einen Wert, wenn es geschichtlich existiert hat, wenn es tats�chlich in einer riesigen Katastrophe vernichtet wurde. Warum? Das scheint mir die spannendste Frage am ganzen Atlantis-Mythos zu sein: Warum �bt er eine solche Faszination auf die Menschheit aus, warum scheint das Gl�ck, die Hoffnung und der Glaube an den Sinn des Daseins vieler Menschen davon abh�ngig zu sein, da� vor tausenden Jahren ein hochzivilisiertes und kultiviertes Volk vernichtet wurde?
Was soll man dazu sagen? Wer ist hier krank - ist man versucht zu fragen. Traurig nur, da� sehr viele Menschen so denken, da� zur Zeit in vielen St�dten dieser Welt Menschen sitzen und sich voll Freude auf das in ein paar Wochen stattfinden sollende Weltgericht vorbereiten. Sie w�nschen die Vernichtung der B�sen, der aggressiven und gewaltt�tigen Menschen herbei. Sehen sie wirklich nicht, wie aggressiv und gewaltt�tig sie selbst sind? Was haben sie schon anderes getan als mit einem bemerkenswerten psychologischen Trick alle Schuld von sich auf das G�ttliche zu �bertragen: denn nicht sie sind es ja, die am Tage X Milliarden Menschen auf das Grausamste ermorden werden - nein, das sind nicht sie, sie w�ren dazu gar nicht f�hig, da sie nur mehr f�r das Gute und Pazifistische leben - nein, Gott selbst wird diese blutig Arbeit f�r sie erledigen. Und sie k�nnen weiter Hosiannah singen und sich der Illusion hingeben zu den Auserw�hlten, zu den der Errettung w�rdigen zu geh�ren.
Ich bin sehr froh, da� dieser Weltuntergang nicht kommen wird - nicht nur f�r mich und die Meinen; auch f�r diese Menschen selbst, die ihn so sehr herbeisehnen. Es k�nnte sonst sein, da� sie in den letzten Sekunden ihres Lebens voll Schrecken feststellen m��ten, da� sie zu den ersten Opfern des g�ttlichen Vergeltungsschlages gez�hlt h�tten.
Was das alles mit dem Mythos um Atlantis zu tun hat? Die Freude am Untergang - hier wie dort. Die Freude an der Zerst�rung von Wissen, von Kunst und Kultur, die Freude am Untergang der Zivilisation und die seltsame Hoffnung auf ein �freies� Leben in unber�hrter Natur. In mir keimt der stille aber immer lauter werdende Verdacht, da� solche Menschen noch nie sehr lange in wirklich unber�hrter Natur leben mu�ten. Wenn sie es einmal tun w�rden, bemerkten sie vielleicht, da� nicht nur der Mensch aggressiv ist, sondern da� diese so verurteilte Aggressivit�t ein Grundstoff der Natur ist, das wichtigste Mittel um auf diesem Planeten zu �berleben. Die Natur ist nicht nur freundlich, idyllisch und nett - sie kann denen gegen�ber, die ihre grausame Seite nicht zu w�rdigen wissen sehr schnell sehr brutal werden; und wenn man das einmal erlebt hat, wei� man wieder, warum der Mensch sich um Wissenschaft und Kultur bem�ht - es lebt sich einfach besser damit.
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