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Bericht zum 16. Wave Gotik Treffen in Leipzig

Elokin * schrieb am 29. Mai 2007 um 8:22 Uhr (1165x gelesen):

Das Schaulaufen der Bleichgesichter

Vampire hören sogar Verdi: Braunschweiger Gothic-Fans erklären die Faszination des Leipziger Groß-Treffens


Von Julia Müller


Auch wenn sie so aussehen, Grufties sind keine notorischen Miesepeter. Sie können richtig albern sein. "Gleich zerfallen wir alle zu Staub", witzelt Marc Schlüter, als er aus dem düsteren Club Anker ins nachmittägliche Sonnenlicht tritt.

Auf dem 16. Wave Gotik Treffen in Leipzig, einem der größten Festivals der schwarzen Szene, fällt der Braunschweiger Marc Schlüter auf. Zwischen all den Latexkorsagen, Vampirumhängen und auftoupierten Mähnen wirkt er mit T-Shirt und dünnem Pferdeschwanz seltsam normal. Einzig die vielen Ohrringe und seine klobigen Stiefel lassen den Musikgeschmack des 36-Jährigen erahnen: Dark Wave, Gothic. Der Diplom-Ingenieur ist Gruftie der ersten Stunde und Stammgast des Leipziger Festivals.

Zu Pfingsten vereinnahmen "de Schwardsn", wie der Sachse sagt, traditionell die Stadt. Mehr als 20 000 Besucher sind in diesem Jahr gekommen. Es gibt Mittelaltermärkte, Lesungen, Fetischpartys, sogar einen Festival-Kindergarten. Und natürlich Konzerte von 160 Künstlern, verteilt über die ganze Stadt.

Wegen der Musik ist Yasmin Paul aus Hannover hier. Außerdem schätzt sie die Toleranz der Leipziger. In Lackstiefeln, Ledermini und Lochstrumpfhose würde sie daheim schief anguckt, auf dem Treffen aber ist sie eine von Tausenden.

Wie sehr sich Leipzig den Gotik-Gästen inzwischen geöffnet hat, wird am Samstagabend im Gewandhaus deutlich. Kapellmeister Riccardo Chailly dirigiert Verdis Requiem – und die Festivalbesucher haben freien Eintritt. So sitzen bleich geschminkte Prinzesschen mit Spitzenmiedern und silbernem Diadem neben Bildungsbürgern im Smoking und lauschen andächtig der musikalischen Totenmesse.

Einen Hang zur Melancholie hat die schwarze Szene ohnehin. Der sei jedoch nicht zu verwechseln mit Todessehnsucht oder Satanismus. "Wir lassen einfach unsere Gefühle zu. Wenn es uns dreckig geht, dann zeigen wir das auch", erklärt Marc Schlüter. Auf dem Treffen fühlt er sich bestens, wird allerorts überschwänglich begrüßt. Er hat sich einen Namen in der Szene gemacht, fotografiert Bands und Konzertbesucher, moderiert bei Radio Okerwelle die Sendung "Dark Hour" und organisiert in Salzgitter düstere Partys.

Etwa hundert Gothic-Anhänger aus der Region sind in Leipzig, schätzt Marc Schlüter, darunter auch der 37-jährige Oliver Krapp. Er ist Webdesigner und Discjockey im Braunschweiger Club B58. Natürlich sei das Treffen auch ein Schaulaufen, eine bewusste Provokation, sagt er. Doch egal wie schräg, jeder wird akzeptiert: "Ein 40-Jähriger im Ledertanga könnte doch nie in eine normale Disko gehen. Bei uns ist das kein Problem." Das Anderssein schweißt die Subkulturen zusammen, verbindet Punks, Grufties, Metall-Freaks und Minnesänger.

Die schwarzen Massen sind nicht nur tolerant, sie sind auch ausgesprochen freundlich. Auf den Konzerten wird weder geschubst noch gedrängelt. Landet der Fuß aus Versehen auf dem Reifrock der Vorderfrau, entschuldigt die sich vielmals für ihr langes Gewand.

Also alles Friede, Freude, Eierkuchen, möchte man meinen. Nicht ganz: Der süßlich-schwere Modergeruch des Patschuli-Öls, der viele Grufties umhüllt, kommt nicht überall an. In der Straßenbahn befindet ein kleines Mädchen: "Die stinken."

Dienstag, 29.05.2007 von Julia Müller Braunschweiger Zeitung ©


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