Re: Wer hat den ersten Gott erschaffen?
Füchsin schrieb am 4. März 2003 um 13:05 Uhr (639x gelesen):
Der Mensch kann etwas Ewiges und Unbegrenztes nicht "erfassen", "begreifen". Er muss immer etwas "eingrenzen", und wenn es nur durch ein Wort (ein Name ist), denn damit ist schon etwas außerhalb geschaffen... Du fragst, "wer hat Gott erschaffen?" weil du nicht begreifst, was etwas Ewiges, Unbegrenztes ist. Etwas Ewiges kommt nicht und vergeht nicht, es IST.
Wir können nur die nächstkleinere Stufe irgendwie erkennen: Dieses Absolute, Unbegrenzte teilte sich scheinbar selbst in etwas, was IST, und wir erhellend erkennen, und etwas, was außerhalb ist im dunkel und wir nicht erkennen. Das, was wir jeweils erkennen können, nennen wir "Gott", und dieses unser Bild von Gott variiert. Was wir erkennen können, benennen wir, z.B. "Kosmos", "Güte", "Zeit"... Das Absolute, dass das Erkennbare, Erfassbare und das, was darüber hinaus geht umfasst, nennt man auch die "Gottheit", das Verborgene, das Verschleierte, die Transzendenz. Die Tendenz des Menschen geht dahin, immer mehr Verborgenes zu entschleiern, doch muss es einem bewusst sein, dass der Mensch als Geschaffenes immer nur einen Teil der ganzen Wahrheit sehen und erkennen wird können. Er ist nur eine Teilmenge der Einheit, und sieht entsprechend nur einen Teil. Doch gleichzeitig ist in uns das Ewige, und dieses lernt uns, immer mehr zu sehen, und mehr...
Die Buddhisten nennen den Zustand oder Ort der unfassbaren Gottheit, die ist und nicht (materiell) ist, die zeit- und raumlos ist und doch überall ist, überall und nirgends zugleich, "Nirwana", das Nichts (weil da nichts ist, was wir als Mensch begreifen oder verstehen könnten).
Man könnte es mit einem Rad vergleichen, dass sich sehr schnell dreht: Außen flitzt alles rasend schnell vorbei, doch die Nabe steht unbeweglich im Zentrum, reglos, zeitlos. Und wenn das Rasen schnell genug wird, scheint das schwirrende Rad selbst stillzustehen, zu einem ganzen zu zerfließen. Das ist der Blick der ewigen Gottheit; während wir als Kleineres, als Teilmenge der Einheit, als Geschöpf nur das Spiel von Zeit und Raum wahrnehmen, die langsame Bewegung durch Raum und Zeit.

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