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Die Kunst des Handlesens (*)
Loslassen?
Der Narr schrieb am 3. Mai 2003 um 8:37 Uhr (607x gelesen):
Hallo Petra,
ja, so sind sie, die anderen. Sie kennen sich alle ja so gut mit solchen Sachen aus, haben die perfekten, ach so einfachen Lösungen für nahezu alle Probleme, sind aber letztlich fast nie nicht in der Lage, eigene Probleme zu lösen.
Deine Probleme, zumal es sich für sie um sehr unbequeme Probleme und Themen handelt, sind den anderen Menschen eine Belastung, die sie schnellstmöglich abstreifen wollen. Sie hassen es, sich mit derartigen Themen inniger auseinandersetzen zu müssen, wie mit nahezu allen emotionalen und spirituellen Themen. Je mehr Du sie damit belastest, desto mehr wehren sie sich mit lächerlichen Lösungsvorschlägen, bis hin zu brutalen Angriffen, übler Nachrede und Beschimpfungen.
Ich kann mich sehr gut in Dich hineindenken. Du kannst nicht loslassen und etwas in Dir strebt sicherlich danach, nicht loslassen zu wollen. Das Loslassen kann in Deinen Augen einem Verrat an Deinem Sohn bedeuten, vielleicht meinst Du ihn damit zu ignorieren, ein Fehler, den Du bereits gemacht zu haben glaubst.
Doch liebe Petra ist das eine fehleinschätzung. Mir hat einmal ein alter Arzt gesagt, der bereits ein recht bewegtes Leben mit sterbenden Menschen und Kindern hinter sich gebracht hat, dass jeder Mensch, so auch Kinder und Jugendliche, auch ein eigenes Schicksal haben, für nur das Kind selbst verantwortlich und eine für das Kind ganz persönliche Sache ist.
Sicherlich stellt man sich die Frage nach einer Mitschuld, die berechtigt ist, gewiß. Doch für eine Entscheidung sich das Leben zu nehmen steht letztlich immer der Betroffene selbst, und sie ist immer mit einem ethisch recht zweifelhaften Egoismus verbunden, indem man die Hinterbliebenen mit Schuldgefühlen, Hilflosigkeit und unendlichem Schmerz bestraft. Nur da, in diesem Egoismus, ist meiner Meinung nach eine Schuld des Erziehenden zu suchen und selbst in diesem Punkt spielt eine Veranlagung des jungen Menschen eben auch eine relevante Rolle.
Letztlich komme ich immer wieder auf einen Punkt, nämlich das die Hinterbliebenen stets die Opfer sind, die sich mit den schmerzhaften Hinterlassenschaften des Verschiedenen ihr ganzes Leben lang kämpfen müssen.
Nun ist es an Dir nicht loszulassen, sondern zuzupacken, den verlorenen Menschen anzufassen, ihm die Hand zu reichen, um sich zu versöhnen und eine Freundschaft wiederzufinden, die über den Tod hinaus Bestand hat.
Dabei wünsche ich Dir viel Glück, liebe Petra
Dein Narr

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Diskussionsverlauf:
- Sascha ~ Petra - 03.05.2003 06:40 (2)
- Loslassen? ~ Der Narr - 03.05.2003 08:37