re[3]: Seele verläßt den Körper: Rechenfehler im Hirn.
One schrieb am 24. Juli 2005 um 13:44 Uhr (1095x gelesen):
> Ach du behauptest also das der Menschliche körper wie ein TV-Gerät funktioniert.
> Is ja ne sehr interessante Theorie. Der vergleich is nich wirklich wissenschaftlich.
*** Nein, das hat er nicht, er hat nur gesagt das ich das gesagt habe und im Grunde stimmt das auch. Natürlich handelt es sich dabei um einen nicht geringen Anteil an Rhetorik, aber die Gegenseite spart damit ja auch nicht.
Warum ist also der vergleich nicht wissenschaftlich? Das würde ich gerne wissen, bzw. was ist daran unwissenschaftlicher als die gängige Meinung das das Gehirn so ungefähr wie ein Computer ist ...
Unwissenschaftlich ist es zwei Phänomene die gleichzeitig auftreten, sofort statistisch miteinander in eine Ursache und Wirkung beziehung zu setzen.
Dazu aus einem Lehrbuch:
Nehmen wir zur Illustration das fiktives Beispiel eines Berichts, dem zu Folge Studenten, die rauchen schlechtere Zensuren bekommen, als ihre nicht rauchenden Kommolitonen. Nehmen wir an, der Bericht enthält Zahlenstatistiken, denen zufolge die Zensuren und Rauchen negativ miteinander korrelieren: Wenn die Anzahl der gerauchten Zigaretten hoch ist, ist die Zensur schlecht und umgekehrt.
Wenn wir etwas über die ursächlichen Zusammenhänge wissen wollen, müssen wir weitere fragen stellen, denn eine Korellation allein sagt - wie aus der Statistik bekannt - noch nichts über die ursächlichen Zusammenhänge aus.
1. Wenn das Rauchen (a) tatsächlich die Ursache für schlechte Noten (b) ist, müsste weniger Rauchen zu besseren Zensuren führen. Das müsste der Fall sein wenn direkte Abhängigkeit vorliegt: a->b
Aber es sind andere kausale Zusammenhänge möglich:
2. Es könnte sein, dass schlechte Zensuren bei den Studenten nervöse Angewohnheiten auslösen, wie Nägelkauen oder Rauchen. b->a
In diesem Falle fiele die experimentelle Antwort auf unsere Frage negativ aus: Nichtrauchen würde keine Änderung der Zensuren bewirken.
3. Es könnte auch sein, dass sowohl Rauchen als auch die schlechten Noten von einem dritten Faktor, zum Beispiel einer allgemeinen Nervosität (c), verursacht werden: c->a
c->b
In diesem Falle würde das Nichtrauchen eventuell eher die Nervosität erhöhen, aber das Lernen sicherlich nicht verbessern. Schon hier sehen wir, dass unsere experimentell gestellte Frage, was passiert, wenn das Rauchen eingestellt wird, zu verschiedenen ANtwortebn und Interpretationen führt. Es sind aber sicher noch weiter Möglichkeiten denkbar, die andere Ergebnisse brächten, zum Beispiel:
4. Es wäre eventuell denkbar, dass der Dozent (D) Studenten die in der Vorlesung oder im Seminar rauchen, nicht leiden kann, weil sie ihm nicht fleißig genug erscheinen: a->D->b
Hier würde das Nichtrauchen ebenfalls wie unter 1. zu besseren Noten führen. Die Ursache wäre aber eine ganz andere: Nicht die Verhaltensänderung des Studenten, sondern vielmehr die veränderte Wahrnehmung beim Dozenten erscheint als Ursache. (nach Zimbardo, 1983)
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Die Presse wohlgemerkt, spielt in ihrer Darstellung auch bei diesem Fall eine beträchtliche Rolle, schließlich will sie den Sachverhalt möglichst einfach vermitteln. Dabei werden dann halt andere Faktoren aussen vor gelassen und es entsteht ein falscher Eindruck einfach dadurch das keine alternativen genannt werden, auch wenn im Bericht nicht ausdrücklich die Wahrheit der genannten Theorie beansprucht wird.
Das entspricht eben diesem Bildzeitungsjournalismus (wohl aber nicht in einer sehr krassen form) und ich glaube kaum das die Wissenschaftler 100% mit der Darstellung zufrieden sein werden, würde das doch bedeuten das sie ihre Ausaufgaben in "Forschungsmethodik" nicht gemacht haben. *g*

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