re[7]: PS - erg.:
kofski * schrieb am
12. Dezember 2007 um 7:08 Uhr (954x gelesen):
Jetzt bin ich noch viel verwirrter als vorher. Das ist ein radikaler Konstruktivismus, den Ihr da vertretet und nichts ist mir sympathischer, aber - ich habe noch viele weitere Fragen.
Ich hoffe, ich nerve damit nicht allzusehr, es ist auch nicht schlimm, wenn meine Fragen nicht sofort beantwortet werden können, wir reden hier ja nicht über Nebensächlichkeiten wie die Anzahl der Fruchtstücke im Fruchtjoghurt.
Zuerst muss ich genauer wissen, warum alle 3 Ebenen nicht theoretisch deckungsgleich sein könnten, wenn jemand über eine Wahrnehmung verfügte, welche die "Realität" (angenommen, sie existiert) haargenau so abbildet wie sie ist.
Oder ist bereits durch den Prozess der Abbildung die Abweichung vorprogrammiert?
(Weil z.B. der Standpunkt des Beobachters eben nur ein Punkt ist und ein räumliches Phänomen nicht in seiner Gänze erfassen kann?)
Bedeutet das "Jeder ist ver- rückt" im Sinne von (räumlich) verschoben?
Der Vergleich "Stadt - Dorf- Einsiedlerhof" leuchtet mir darum auch nicht wirklich ein. Denn wir Wahrnehmenden sind eine Großstadt voller Einsiedler nach der radikalen konstruktivistischen Lehre, wo nichts außerhalb der subjektiven Wahrnehmung existiert und alles vom Gehirn konstruiert wird.
Nehmen wir das Lieblingsbeispiel "Die Erde ist eine Scheibe".
Wir glauben ja heute, sie sei eine Kugel, nicht aufgrund einer "telepathischen" Übereinkunft, sondern weil wir das so in der Schule lernen, es ist ein gesellschaftlicher Konsens.
Angenommen, dem wäre nicht so. Wir würden glauben, sie sei eine Scheibe.
Ein Astronaut, der die Erde vom Weltall aus sieht, bemerkt in seiner subjektiven Wahrnehmung, dass die Erde gar keine Scheibe ist.
Er kommt zurück und erzählt es allen. Niemand glaubt ihm, denn seine Wahrnehmung ist nur subjektiv und er könnte verrückt sein.
Auch der Astronom, der Berechnungen anstellt und Mondfinsternisse beobachtet und sogar filmt, könnte verrückt sein und sich die Videokamera nur einbilden.
Auch die Mathematik und die Messergebnisse könnten eingebildet sein.
Schön und gut, aber was ist dann noch real? Nichts mehr.
Es gibt diesen Konsens des "am Wahrscheinlichsten" (Ebene 2) und es gibt eine Menge Leute, deren Wahrnehmung sich mit der angenommenen Realität deckt, oder die das zumindest von sich behaupten.
(Ich gehöre nicht dazu, aber das ist ja hier nebensächlich.)
Auf jeden Fall hat man die Standpunkte vieler Beobachter und den "Realität" genannten Konsens, der eigentlich nur eine Rück- Rechnung ist, in der aufgrund vieler, subjektiver, voneinander verschiedener Wahrnehmungen (oder Abbildungen der Welt) auf das Original (existierende Welt) Rückschlüsse gezogen werden.
Wenn eine Wahrnehmung zu sehr von diesem angenommenen Original abweicht, kann man sie als "Messfehler" aussortieren und den betreffenden Wahrnehmenden als "verrückt" bezeichnen. Aber nur unter der Voraussetzung, dass man selbst als Subjekt nicht mit "Messfehlern" behaftet ist.
Sollte man das sein und sollten alle anderen das auch sein, dann hat man den Falschen aussortiert, nämlich das Kind, das erkennt, dass der Kaiser nackt ist, um es mal mit einer Metapher auszudrücken.
Die Mehrheit diktiert die Wahrheit.
Und das relativiert das ganze ja wieder, so das man als Subjekt eigentlich gar keine Aussage über die Beschaffenheit der Welt treffen kann.
Ist das so weit richtig?
Denn wenn ja, würde man an diesem Punkt die drei Ebenen nicht mehr brauchen.
Dann gibt es nur noch das Subjekt.
Wo liegt mein Denkfehler? In meiner Subjektivität? *kopfkratz*
LGK

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