re: Schreiben als magisch-kreativer Akt
Füchsin * schrieb am
7. Januar 2007 um 19:03 Uhr (668x gelesen):
Hallo, Asherah!
Ein Baby auf die Welt gesetzt ist nicht so einfach zurückzuholen. Jetzt kommt es ganz auf das Baby an (das Psychogon), ob man es nicht einfach weiterleben lassen kann oder ab es unbedingt wieder auflösen muss. Generell würde ich heute nichts mehr auf die Welt bringen, was ich nicht unbedenklich loslassen könnte.
Wichtig ist, am Anfang auch die Vorstellung vom Ende bereits im Kopf zu haben. Eine Geschichte beginnt, und dahin soll sie gehen und so soll sie enden. Den Rest dazwischen kann ich dann ausschmücken. Netterweise soll die Geschichte auch ein gutes Ende haben.
Die Sache mit einer Geschichte, die sich fiktiv als Person manifestiert, findet sich auch im Buch "Sophies's Welt" von Jostein Gaarder, der die Person dann im fiktiven Universum weiterleben lässt, dahin entlässt.
In C.S. Lewis' "The Chronicles of Narnia" erschafft Lewis ein ganzes Universum, in der die Zeit anders abläuft, und lässt es am Ende im letzten Buch wieder untergehen.
Dein geistiges Baby (das Psychogon, die Geschichte) wird immer irgendwie deins sein, genauso wie eine Mutter das Kind zwar freigibt und es auf eigenen Füßen steht, aber dennoch wird das innere Band immer da sein. Es ist kein "Verlust", sondern eine Erweiterung deiner Selbst. Kritisch wird es nur, wenn du eben missratene Geschichten mit schlechten oder fehlenden Enden schreibst. Du bist für das verantwortlich, was du produzierst, es ist auch dein Karma. Also bereits am ANFANG gut überlegen und steuern, dann hast du hinterher keine Scherereien.
Liebe Grüße -
Füchsin

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